(Quelle: Streifzüge 22/2000 - Pfarrer Franz Winklmann)
Der ehemalige Burghügel von Altentreswitz ist in der Landschaft sehr gut erkennbar. Er hebt sich durch seine Böschungen, die zum Teil recht hoch und sehr steil sind, besonders hervor und ist oben doch bemerkenswert plateauförmig. Auf diesem historischen Burghügel steht die Kirche von Altentreswitz mit eingezogener, halbkreisförmiger Apsis und Zwiebeldachreiter auf der Westseite, die in ihrem Ursprung romanisch ist und geostet gebaut wurde. Die Einrichtung ist einfach: Der Altar aus dem späten 17. Jahrhundert, aufgebaut mit zwei Säulen, enthält ein Altarblatt im Nazarenerstil mit der Darstellung des Titelheiligen mit den Attributen Engel und Tintenfass, signiert mit "RF 1844". Die beiden Seitenfiguren sind die Hl. Bartholomäus und Thomas. Die 14 Kreuzwegbilder aus dem 19. Jahrhundert (ca. 1820) wurden 1998 angeschafft.
Auffällig an dieser Kirche ist ihre außergewöhnliche Höhe. Bei der Kirchenrenovierung, die 1988 begann, kamen aber bemerkenswerte Erkenntnisse zu Tage, nachdem die Altentreswitzer Bürger selber den Verputz abgeschlagen hatten.
Zunächst stachen an dem Mauerwerk die großen Quader hervor, mit denen die Ecken gemauert waren. Sie sind sehr großflächig, haben aber z. T. nur eine geringe Tiefe (ab etwa 15 cm), so dass sie plattenförmig wirken. An den Flächen und Kanten sind sie fein gearbeitet. Ähnlich gewaltig wirken die drei Quader, die für die Türpfosten und den Türsturz verwendet wurden.
Erste und zweite Bauphase
Das Mauerwerk vom Fundament an aufwärts ist in hervorragender Qualität aus kleinen, gut behauenen Bruchsteinen, die in waagrechten Schichten sauber vermauert sind. Dieses Mauerwerk reicht an der Südseite bis zur Höhe des Türsturzes. Auch an der Westseite ist dies ähnlich zu erkennen.
Die romanische, halbrunde Apsis ist bis zum Scheitel des noch erhaltenen Fensters auch in dieser guten Qualität gemauert. Das kleine romanische Fenster am Scheitel der Apsis, das etwas aus der Mitte nach Süden verschoben ist, ist sicher der ersten Bauphase zuzurechnen.
Auf dieses Mauerwerk folgt, auf der Südseite sehr deutlich erkennbar, ein Quadermauerwerk aus deutlich größeren Steinen. Zu dieser angenommenen 2. Bauphase wurden auf der Südseite zwei in der Barockzeit mit Ziegeln zugemauerte romantische Fenster entdeckt. Dieses Mauerwerk reicht bis zur Höhe von etwa 5 m. Die Obergrenze ist sehr deutlich feststellbar und stimmt mit dem Mauerabsatz im Kircheninneren genau überein, wie er sich an den Seitenwänden zeigt. Offenbar war das die ursprüngliche Höhe des Kirchenschiffes, die dann auch in einer guten Proportion zur Höhe der Apsis steht, wie sie aus dem Mauerwerk bis zum Apsisfenster erkennbar wird.
Im vorderen Bereich der beiden Seitenwände folgte dann ein Mauerstück von fast einem Meter Höhe, das offenbar aus wieder verwendeten, behauenen Bruchsteinen, aber mit wesentlich geringerer Sorgfalt gemauert wurde. Darauf steht dann noch ein Mauerstück von etwa 2 m Höhe, das aus sehr grob gebrochenen Steinen und Feldsteinen sehr unregelmäßig gemauert ist und als vierte Bauphase angesehen werden könnte. Es könnte sein, dass hier über dem Kirchenschiff einmal Wohn- oder Wehrräume aufgebaut wurden.
In einer vermutlich fünften Bauphase - etwa im späten 17. Jahrhundert - wurden dann die großen Barockfenster ausgebrochen und mit Ziegeln ummauert. Dies ist auch der heute sichtbare Bestand der Altentreswitzer Kirche. Die jetzigen Fenster in der Kirche - je zwei Fenster auf der Nord- und Südseite, und zwei Fenster seitlich in der Apsis - stammen aus der letzten Bauphase, wohl der Barockzeit.
Der Sakristei-Anbau ist wohl ebenfalls der Barockzeit zuzuordnen, da das Mauerwerk aus Feldsteinen, einigen wieder verwendeten, behauenen Bruchsteinen und um Fenster und Türe aus Ziegeln besteht.
Das Kirchenpatronzinium (19.9.) wird jeweils am nachfolgenden Sonntag gefeiert. Im Volksmund wird dies als sog. Kröicherlkirwa bezeichnet. Früher wurde der Festgottesdienst vom jeweiligen Expositus von Etzgersrieth gehalten. Einstmals wurde im Turnus von einem Monat von den Einwohnern zu Altentreswitz das dreimalige Läuten der Glocken vorgenommen.
Sehr auffällig und deutlich erkennbar war eine senkrechte Mauerfuge auf beiden Seiten der Längswände, die von oben bis zur Höhe von etwa 4 m herabreicht. Diese senkrechte Mauerfuge steht in einem auffälligen Zusammenhang mit den Pfeilern, die innen in der Kirche vorgemauert sind und die beiden Joche-Kreuzgewölbe, die wohl als Empore eingebaut waren, zum Kirchenschiff hin abschließen. Ob über diesem Emporenteil eine Art Turmbau stand? Mehrere Störungen im Mauerwerk könnten daraufhin deuten.
Besonders hervorstechend ist die Eingangstüre. Auf der durchgehenden, aber abgebrochenen Türschwelle stehen zwei kyklopenartig wirkende Türpfosten und ein entsprechend gewaltiger Türsturz. Diese Türe führte von der Südseite her unter die Empore, die zwei romanische Joche breit und ein Joch lang war und nur noch an den Langwänden in Ansätzen sichtbar ist.
Innerhalb des Bereiches der Türe folgte eine Stufe zum höheren Fußboden im Kirchenschiff, was daraufhin deutet, dass dieser Fußboden früher einmal angehoben wurde, aber im Bereich der Türe war diese Anhebung ja nicht möglich. In der Nordwestecke (hinter der Emporentreppe) fanden sich einige Ziegel eines offensichtlich älteren Ziegelfußbodens. Auch hinter dem Altar findet sich ein Rest des Ziegelfußbodens, der im Fischgrätmuster verlegt ist.
Für die Bauarbeiten wurde das Erdreich um das Gebäude (Humus) abgetragen. Dabei war auffällig, dass der Boden nördlich der Kirche recht sandig war. Südlich der Kirche war er dagegen recht humushaltig. Bei diesen Arbeiten wurde auch bekannt, dass der Burghügel früher flächenmäßig nach Norden hin größer war. Der Weg zwischen dem Nachbargehöft und dem Burghügel war vor Jahren verbreitert worden, indem ein Teil des Burghügels (mit Wall?) abgetragen wurde. Das Ende dieses Walls ist jetzt noch in der Landschaft neben dem Weg westlich des Burghügels sichtbar.
Auf eine besondere geschichtliche Entwicklung weist wohl auch die Tatsache hin, dass nur das Grundstück selber, auf dem die Kirche steht, im Besitz der Kirche ist, im Grundbuch eingetragen als Filialkirchenstiftung Altentreswitz. Jetzt besteht diese Kirchenstiftung nicht mehr. Wann sie aufgelöst und mit der Kirchenstiftung Böhmischbruck zusammengelegt wurde, ist unbekannt. Die entsprechenden Anlageakten sind im Grundbuchamt zum Kriegsende verloren gegangen. Aber das Grundstück des Burghügels um die Kirche herum ist jetzt im Besitz der Stadt Vohenstrauß und war bis zur Eingemeindung 1972 im Besitz der Ortschaft Altentreswitz.
Zur Geschichte von Altentreswitz sei noch angemerkt, dass es hier im Ort die Überlieferung gibt, dass die Herrn von (Alten)Treswitz diesen ihren Herrschaftssitz verlassen haben und pfreimd-aufwärts gezogen sind, um sich dann in Burgtreswitz neu niederzulassen. So entstand das neuere "Burgtreswitz" und das ältere "Altentreswitz".